PROTEINMARKT: Trotz gestiegener Kraftfutterpreise Milchkühe wirtschaftlich erfolgreich füttern!
Im Feed Live Webinar „Optimale Milchkuhfütterung im Preishoch“ stand Ende April ein brandaktuelles Thema im Blick: Wie kann angesichts stark steigender Kraftfutterpreise eine wirtschaftlich erfolgreiche Milchkuhfütterung umgesetzt werden? Frau Professor Dr. Katrin Mahlkow-Nerge von der Fachhochschule Kiel, Herr Dr. Wolfram Richardt von der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH in Lichtenwalde sowie Frau Dr. Christine Kalzendorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellten dazu Ansätze vor.

Berlin – 06.05.2022
Knapp 100 Teilnehmer nutzen Proteinmarkt Webinar
Im Feed Live Webinar „Optimale Milchkuhfütterung im Preishoch“ stand Ende April ein brandaktuelles Thema im Blick: Wie kann angesichts stark steigender Kraftfutterpreise eine wirtschaftlich erfolgreiche Milchkuhfütterung umgesetzt werden? Frau Professor Dr. Katrin Mahlkow-Nerge von der Fachhochschule Kiel, Herr Dr. Wolfram Richardt von der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH in Lichtenwalde sowie Frau Dr. Christine Kalzendorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellten dazu Ansätze vor.
Erfolgskriterium Effizienz
Für Prof. Dr. Mahlkow-Nerge ist eine hohe Grundfutterqualität unabdingbar, um Milch trotz steigender Kraftfutterpreise auch wirtschaftlich erfolgreich zu erzeugen. Dazu gehöre zunächst der verlustarme Transfer vom Feld bis auf den Futtertisch. Dies sei umso wichtiger, als auch die Kosten für Grundfutter aufgrund der höheren Preise für Strom, Diesel, Dünger etc. anstiegen. „Eine mehrjährige Analyse der Futterwirtschaft von sechs Betrieben in Süddeutschland zeigte, dass TM-Verluste von bis zu 30 Prozent auftreten“, so die Wissenschaftlerin. Dieses Potenzial gelte es besser zu nutzen; dazu gehöre auch „die Fütterung auf den Punkt, d.h. eine wirklich bedarfsdeckende Versorgung der Tiere, denn sie vermeidet teuren Luxuskonsum und teuren Landkauf.“
Die Betriebe sollten das eingesetzte Futter genau kennen und nicht nur das Grund-, sondern auch das Kraftfutter wiederholt analysieren und überdies für alle Tiergruppen regelmäßig Rationsberechnungen durchführen lassen. Auch der Einfluss der Tier- und Klauengesundheit auf die Futtereffizienz verdiene unbedingt Aufmerksamkeit.
Ein gutes Maß zur Beurteilung der wirtschaftlichen Leistung bietet laut Mahlkow-Nerge der Erlös nach Futterkosten (IOFC); er zeige anhand der Futterkosten in Relation zu den Milcherlösen, wie gut die Herde Futter in Milch umsetze. Bei 40 % Futterkosten an den Milcherlösen sei die Milchproduktion profitabel. Bei Werten um 60 % sollte dagegen unter anderem die eingesetzte Kraftfuttermenge geprüft, reduziert und dies mit hochwertigem Grundfutter ersetzt beziehungsweise die Haltungs- und Fütterungsbedingungen überprüft werden.
Hilfreich sei auch, Marktentwicklungen und Preise kontinuierlich zu beobachten und Kontrakte vorausschauend abzuschließen. Die Verfügbarkeit relevanter Futtermittel zur Eiweißergänzung in Milchkuhrationen sei weiterhin gegeben. „Kurzfristige oder sogar radikale Rationsänderungen sind hingegen wenig erfolgreich. Im Mittelpunkt steht die effiziente Fütterung gesunder hochleistender Kühe. Dieses gilt grundsätzlich, aber augenblicklich umso mehr, denn die deutlich gestiegenen Milchauszahlungspreise kompensieren die erheblich gestiegenen Betriebsmittelkosten für Futtermittel, Dünger oder Energie“, so die Wissenschaftlerin abschließend.
Höhere NDF-Verdaulichkeit steigert Milchleistung
Dr. Wolfram Richardt von der Landwirtschaftlichen Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH im sächsischen Lichtenwalde verdeutlichte das Potenzial der Neutral Detergenz Faser (NDF) als Rationsparameter. Die Verdaulichkeiten der NDFom (NDF nach Veraschung) nach einem 240-stündigen in-vitro-Test (NDFD240) lagen bei Grassilage zwischen 75–90 %, bei Maissilage zwischen 65–85 % und bei Luzernesilage zwischen 65–80 %.
„Corn silage processing score“ (CSPS)/ „kernel processing score“ (KPS), also der Kornzerkleinerungsgrad ermöglicht die Messung der tatsächlichen Qualität der Kornzerkleinerung. Diese steht nämlich im direkten Zusammenhang mit der Stärkeverdaulichkeit und dem Anteil an Stärke im Kot. „Diese Scores geben den Anteil an der Gesamtstärkemenge an, der ein 4,75 mm Sieb passiert und so als vollständig verdaubar gilt. Mehr als 70 % sind optimal, ein Wert von unter 50 % ist unzureichend; dazwischenliegende Werte sind verbesserungswürdig. Die Untersuchungen der Ernte 2021 zeigen, dass 45% der Proben verbesserungswürdig und 5% der Proben völlig unzureichend sind. Hier liegt noch ein großes Potential in der Verbesserung der Maissilagequalität. Bei der Stärkebeständigkeit zeigte sich, dass 11 % der Proben unter oder bei 15% lagen und 3% der Proben über 20%. Ob ein Wert allerdings gut oder schlecht ist, hängt auch von der Rationsgestaltung, dem Stärkegehalt der Ration und dem Anteil von Maissilage in der Ration ab“, berichtete Dr. Richardt.
Chancen im Grünland-Management
Dr. Christine Kalzendorf von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte mit pflanzenbaulichen und siliertechnischen Maßnahmen Stellschrauben vor, um das Grünland-Management zu verbessern. Dazu gehörten resiliente und nutzungselastische Systeme, die Wahl der richtigen Schnittzeitpunkte, die Pflege der Bestände und eine verstärkte Nutzung von Leguminosen als Proteinquelle. Letzteres könne durch eine Nachsaat nach dem zweiten Aufwuchs etwa im Juni oder durch eine Neuansaat mit entsprechendem Qualitätssaatgut erzielt werden.
Neben der Grundnährstoffversorgung sowie Kalk und Schwefel sei insbesondere die Gülle effizient zu nutzen. Dazu gehörten die bodennahe und frühjahrsbetonte Ausbringung sowie die Nutzung von Dünn- oder separierter Gülle. „Beim Aufwuchs entscheidet dann der Nutzungszeitpunkt von Leguminosen basierten Grünlandbeständen über Protein- oder Strukturfutter; die höchsten Proteingehalte werden zur Zeit der Knospe bzw. Blüte geerntet“, erläuterte Dr. Kalzendorf.
Die Schnitthöhe sollte bei Leguminosen-basiertem Grünland nicht unter 7 cm liegen. Fahrgassensysteme, eine schonende Feldbearbeitung, die Aufbereitung mit Gummiwalzen statt Knickzetter und ein prophylaktischer Siliermitteleinsatz seien ebenfalls hilfreich – vor allem, wenn Luzerne in den Beständen mit präsent ist. „Wer auf hochwertiges Grundfutter setzt, muss das Augenmerk auf höhere Leguminosenanteile im Gesamtbestand, frühe Erntefenster, regelmäßige Nachsaaten sowie eine schonende Schwadbearbeitung haben “, so das Fazit der Referentin.
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